Sergipe
Sa, 29.10
Piaçabuçu - Aracaju
Früh um halb 6 lasse ich mich von einem kleinen Motorboot nach Brejo Grande übersetzen. Die Fahrt dauert fast eine halbe Stunde, es geht durch Sümpfe und enge Kanäle zwischen den Flussinseln. Immer noch bin ich ca. 20 Kilometer im Hinterland. Eine Stunde muss ich zunächst auf einer Asphaltstraße in Richtung Pacatuba fahren, dann zweigt eine gut zu fahrende Schotterpiste nach Pirambú ab. Ich dachte schon, ich hätte die verpasst, Hinweisschilder gibt es hier ja nirgends.
Die Strecke verläuft nun unmittelbar hinter den gewaltigen Küstendünen Sergipes an zahlreichen kristallklaren Lagunen vorbei. Ab und an kommt man an kleinen Restaurants mit Bademöglichkeit vorbei, eine Wohltat bei dem heißen, staubigen Geschäft, das einen hier erwartet. Nur zurück ans Meer kommt man irgenwie nicht. Mit dem Rad über die glühend heißen Dünen zu schieben ist ein Ding der Unmöglichkeit. Erst nach mehreren erfolglosen Versuchen kann ich einem kleinen Bach folgen, der sich seinen Weg durch die Sandmassen zum Meer gebahnt hat.
Ein breiter Sandstrand, dazu noch herrlicher Rückenwind, mangels Zufahrtswege ist es absolut einsam und verlassen, auf den verbleibenden 30 Kilometern bis Pirambú begegnet mir keine Menschenseele.
Pirambú ist ein kleines Fischerdörfchen an der Mündung des Rio Japaratuba. Das klang ganz interessant und war eigentlich als heutiges Etappenziel eingeplant. Leider finde ich das Dorf ziemlich hässlich, viel Wind, viel Staub, da will ich dann doch nicht für Saturday Night bleiben. Kurzentschlossen strample ich 30 Kilometer weiter und erreiche bei Sonnenuntergang die Fähre über den Rio Sergipe, hinüber in die Hauptstadt Aracaju. Ein Fehler, wie sich noch herausstellen wird.
Entlang der Uferpromenade will ich mir schön gemütlich ein Hotel aussuchen, doch dann, Oh, Schreck, es sei alles ausgebucht. Nicht schon wieder. Dieses Wochenende findet hier eine Schwimmmeisterschaft statt. Mist! Wäre ich doch in Pirambú geblieben! Jetzt jage ich stundenlang durch die Nacht, bis ich in der Pousada „Jemanja“ doch noch was finde.
So, 30.10
Aracaju
Morgen will ich so schnell wie möglich weiter nach Bahia.
Mo 31.10
Aracaju – Mangue Seco
Nach 20 km muss ich mit der Fähre über den Rio Vaza Barris, ich habe Glück, als ich um 6:30 ankomme ist die 6:15-Fähre gerade startklar...
Ein paar Mangrovenwälder muss ich im Hinterland umfahren, nach ein paar Kilometern stehe ich im kleinen Dörfchen Cauqueira wieder am Strand.
Die restlichen 30 Kilometer Sergipe jage ich mit Rückenwind über den grauen, breiten Strand, dann habe ich den kleinsten brasilianischen Bundesstaat schon hinter mir. Mangue Seco, auf der anderen Seite des Rio Real, liegt bereits in Bahia.
Eine reguläre Fährverbindung gibt es von hier aus nicht, aber ich kann ein paar Fischer überreden, mich für ein paar Bier rüberzubringen. Meine erste Fahrt in einem Segelboot. Die Fahrt zieht sich, es ist viel weiter als es ausschaut.
Mangue Seco ist allen Brasilianern ein Begriff, seit hier Jorge Amados "Tieta do Agreste" verfilmt wurde. Im Ort gibt es außer ein paar Strandbuggys keine Autos, die Straßen bestehen ausnahmslos aus feinem, tiefen Sand, der beständig von den schneeweißen Dünen herangeweht wird. 20 Meter hohe Kokospalmen wurden von den Dünen bereits begraben, und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Mangue Seco völlig im Sand verschwindet. Unglaublich.
Mir wird die Pousada „Grão de Areia“ empfohlen, toll, direkt am Fluss. Hier bleibe ich. Obwohl es erst kurz vor 11 ist und ich eigentlich noch ein ganzes Stück weiter wollte. Nachdem ich mir bei einem mittäglichen Wanderversuch die Füße verglüht habe buche ich dann eben doch noch eine Buggytour durch die Dünen, dann lasse ich mich an den Strandbars absetzen. Endlich! Ein schöner Strand, gemütliche Bars, aufmerksame Bedienung. Warum gibt’s so was in ganz Sergipe nicht? Zwischendurch schlafe ich in der Hängematte ein, rechtzeitig vor Sonnenuntergang mache ich mich auf den Rückmarsch ins Dorf, auf der dem Fluss zugewandten Seite der Dünen.
Am Abend treffe ich den netten Typen wieder, der an den Strandbars seine Artesanias verkaufen wollte, Luis aus Blumenau, im Süden Brasiliens. Leider lief das Geschäft heute nicht so gut, denn außer mir war niemand da. Trotzdem gehen wir zusammen in die Dorfkneipe, ein paar Bier kippen. Um 9 werden wir rausgeschmissen, Feierabend, Luis kennt aber noch eine Fischerhütte, wo’s noch was gibt. Es wird wieder spät, halb 12, da brauch ich morgen um 5 nicht raus! Bahia!!!
Und hier noch ein paar Bilder aus Sergipe:
Mit Fischern über den Rio Real nach Bahia
www.transamazon.de/recifesalvador.html